Imposant erhebt sich das Gesicht des Josef, Zimmermann, Patron der ganzen Kirche, über den Kirchvorplatz an der Pfarrkirche St. Josef in Beuel. Seine Gesichtszüge wurden mittels moderner Laser-Technik in eine über zwei Meter hohe Corten-Stahlplatte gefräst. An dieser Platte nagt erkennbar der Zahn des Alltags, Rost, der die Stahlplatte in einem warmen rotbraunen Farbton erscheinen lässt. Josef, ein Mann, der Alltägliches mit den Menschen teilt, der Arbeit, Last und Mühe kennt. Josef, der Mann, der im Schlaf vor die für ihn größte Lebensentscheidung gestellt wird:
„Es erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von den Sünden erlösen.“ (Mt 1, 20-21)
Josef hört tief in sich hinein. Er begreift die Ungeheuerlichkeit dieses göttlichen Auftrags. Erst in der Stille der Nacht findet er zu der Kraft, die ihm seine Entscheidung ermöglicht:
Ja, ich breche mit den bestehenden gesellschaftlichen Konventionen.
Ja, ich verstoße diese schwangere Frau nicht und stelle mich ihr an die Seite.
Ja, ich lasse mich auf Gottes Vorhaben ein.
Josef (Joseph), der Name bedeutet: „Gott möge hinzufügen“ und gilt, inspiriert durch das Alte Testament und den gleichnamigen Sohn Jakobs, als hoffnungsvoller Wunsch nach Kindersegen. Doch Josef von Nazareth, der Mann der Maria, der Mutter des Gottessohnes Jesus, fällt aus dem Rahmen. Er übertritt den Raum des Gewohnten. Er stellt sich neben das Übliche und geht seinen Weg.
Auch das Josef-Portrait auf der rostroten Corten-Stahlplatte rutscht aus dem Rahmen. Die Platte fügt sich perspektivisch nicht passgenau in die Umrahmung ein, die ein steinerner Bogen aus massiver Basaltlava nahezu zwingend einfordert.
Die Platte tritt aus diesem Umfeld heraus. Sie stellt sich ein Stück weit an die Seite, eigenständig, selbstbestimmt, und sie eröffnet so völlig neue Perspektiven.
Es lohnt sich, den Josefbrunnen von allen Seiten und aus verschiedenen Richtungen zu betrachten. Die Winkel verstellen sich, der Lichteinfall bleibt spannend, der Wasservorhang bildet mal den Vordergrund, mal den Hintergrund. Besonders spektakulär zeigt sich dieses Formen- und Farbenspiel am Abend, wenn der Brunnen durch Bodenstrahler beleuchtet wird.
Die Hauptsichtachse führt vom Josef-Portrait durch den steinernen Bogen; sie trifft den hinteren Eingang des Kirchengebäudes und in Fortsetzung auf den Altar und den Tabernakel. Josef nimmt uns bei der Hand, er kennt den Weg, er zeigt ihn uns, er öffnet die Tür zur Begegnung mit Gott.
Auf der Linie dieser Sichtachse findet sich mitten auf dem Josefplatz ein acht Meter langer Tisch, der „Tisch der Vielfalt“. Tag für Tag treffen sich an diesem Tisch Menschen, um zu verweilen, zu essen, zu feiern, zu sein. Die Kirchliche Bürgerstiftung, Johannes-Nepomuk-Stiftung, Bonn-Beuel, hat es freundlicherweise übernommen, Veranstaltungen verschiedener Beueler Einrichtungen an diesem Tisch zu koordinieren und zu ermöglichen.
(https://www.johannes-nepomuk-stiftung.de/projekte/tisch-der-vielfalt)